1989 - Das erste Mixed Masters Turnier
Kapitel 1: Die Idee
Es sind die späten 80er Jahre. Ein Abend in einer Wohnung irgendwo auf der Odenthaler Straße in Dünnwald. Zwischen hautengen Leggins und knallbunten Stirnbändern ist es mal wieder an der Zeit, dass sich die Damenmannschaft für das ein oder andere Kaltgetränk trifft. In der Wohnung hat man sich vor einem Röhrenfernseher versammelt. Im Hintergrund säuseln die Stimmen von Agnetha und Anni-Fried aus den Lautsprechern eines Sony CD-Players. Eben hörte man noch dem 39-jährigen Jan Hofer mit halbem Ohr bei der Tagesschau zu, jetzt wird sich aber wieder fokussiert: Es läuft Tennis.
Während sich Boris Becker den Weg ebnete „Player of the Year“ zu werden, kam den Damen irgendwann eine Frage auf. Wieso gibt es eigentlich nur beim Tennis Mixed Doubles? Geschlechterübergreifende Paarungen wären doch auch beim Handball interessant zu sehen. Zudem warfen sich nicht erst seit gestern die Damen und Herren der Abteilung gegenseitig vielsagende Blicke zu. Auf Hobbybasis wäre so ein Spielmodus doch möglich, oder?
Ein Mixed Masters Turnier würde alle Attribute eines dünnwalder Festes vereinen. So droschen die Tennisspieler im Hintergrund weiter und weiter Bälle übers Netz, während die Damen neben kalter Pizza und Käsewürfeln den Plan des ersten großen Mixed Masters Turnier des Dünnwalder TVs entwarfen.
Kapitel 2: Die Auslosung
Draußen wird es wärmer. Die ersten 100 Tage Amtszeit von George H. W. Bush neigen sich dem Ende, Madonnas „Like A Prayer“ geht durch die Decke und die WM-Quali unter Franz Beckenbauer steht an. Aber das alles interessiert nicht, denn es ist Sportheim-Zeit. Drinnen tobt der Bär, es wird ausgelassen gefeiert, doch dann wird es ernst. Es folgt die Ziehung der Lottozahlen, mit Karin Tietze Ludwig … wobei – Falschinfo. Es folgt die Ziehung der Mannschaften mit Karin Ludwig Mieze. Eingerahmt in einen Papprahmen, der einem Fernseher gleicht, kommt eine von den Damen gespielte Lottofee in den Raum.
Auf einem Flipchart werden die Mannschaftsnamen notiert:
- HC Herrmännchen
- Zeisbusch Bulls
- Theken Tigers
- Lokomotive Sportheim
- Dünnwald Flames
- und eine sechste Mannschaft …
…um deren Namen bei meinen Quellen eine große, unerklärliche Erinnerungslücke klafft.
Die Torhüter werden auf die Mannschaften verteilt und gelten als gesetzt. Für die weitere Auslosung bediente man sich kurzerhand an der Dienstagabend-Show Donnerlippchen mit Jürgen von der Lippe. Dabei griff man auf die Idee des „Prominenten im Sack“ zurück. (Ein Spiel, bei dem sich – so plump es klingt – ein Prominenter in einem Sack versteckt und erraten werden muss).
In der nachgestellten Version kam also ein Prominenter im Sack – ebenfalls gespielt von den Damen – ins Sportheim. Aber auch hier sind sich meine Quellen uneinig, ob der ganze Promi oder nur dessen Kopf im Sack war. Aber auch diese Erinnerungslücken kann ich, mit Blick auf die handballerische (und gerade dünnwalder) Trinkfestigkeit, verzeihen.
Die Auslosung fand per Zettel-Ziehung statt. Spielertransfers waren nicht möglich. Das sorgte selbstverständlich für manches gebrochene Lächeln, wenn dann doch nicht die Wunschspieler oder -spielerinnen in das eigene Team kamen. Am Ende waren die 6 Teams mit um die 10 Erwachsenen gefüllt und der Prominente wurde enthüllt: Helmut Kohl.
Kapitel 3: Das Turnier
Petrus hatte sich mal wieder als Dünnwalder geoutet. Bei bestem Wetter versammelte sich die Handballabteilung am Multifunktionsplatz. Zumindest dort, wo jetzt der Multifunktionsplatz steht. Damals wurden die Partien noch auf echtem Rasen und zwischen Maulwurfshügeln ausgetragen. Die Trikots, selber designt. Die Kuchentheke, aufgebaut. Die Würstchen, auf dem Grill. Und für genügend Flüssigkeitszufuhr wurde auch gesorgt.
Während des Turniers spielte jedes Team einmal gegeneinander. Körperliche Verletzungen sind meinen Quellen nicht bekannt. Seelische, (wenn sich mancher Kerl von den Damen doch etwas zu leicht hatte verladen lassen) blieben unterm Radar. Die Stimmung war ausgelassen und wer das Spielerische doch zu ernst nahm, wurde früh genug in die Schranken gewiesen.
„Es ging nicht ums Gewinnen, sondern um den Spaß, da-her wissen wir die Platzierungen nicht mehr“
Vor allem den zweiten Platz kann keine meiner Quellen zuordnen. Bronze holte sich das Team der Zeisbusch Bulls. Und erstplatzierter (Achtung, es folgt Ironie des Schicksals), wurde ausgerechnet das Team, an dessen Namen sich zufällig keiner mehr erinnern kann.
Für die Preise wurde die Kreativmaschinerie erneut angeschmissen. Auf gravierten Holzbrettern wurden angesprühte Schuhe geschraubt. Platz 3: ein bronzefarbener Kinderschuh. Auf Platz 2: ein silberner Schuh – Größe 39. Und auf Platz 1: ein goldener Schuh – Größe 48! Dazu gab es noch ein Fläschchen Sekt. Aber auch der Verlierer wurde bedacht: eine rote Laterne und eine Flasche Milch, mussten reichen, um über die schmerzliche Niederlage hinwegzutrösten.
Letztendlich war das Turnier ein dermaßen großer Erfolg, dass es im Folgejahr direkt erneut stattfand. Nach zwischenzeitlichen Pausen legte das Mixed Masters Turnier im Sommer 2023 ein großes Comeback hin – mit einem überragenden Erfolg.
Danke für die Mitarbeit der ehemaligen Damenmannschaft!
(Kleine literarische Ausschweifungen habe ich mir vorbehalten).
Auf viele weitere tolle Turniere! nurderDTV